Montag, 14. Oktober 2013

Winterauftakt: der Wasgau Bike Marathon 2014.

In der tiefsten Pfalz kurz vor Lemberg: Mit einem laut vorgetragenen "Bling" meldet mein hypermoderner und mit allerlei Schnickschnack ausgerüsteter Biketransporter den Winter an. Außen-Temperatur bei unter 4°C, laut Bordelektronik besteht Glättegefahr. Die sehe ich auch, allerdings eher auf dem Bike, als akut auf der Straße. Die nämlich ist fast trocken, die Trails dagegen sind mit Sicherheit matschig und schmierig. Denn natürlich hatte der Regengott auch bei meinem Saisonabschluss kein Einsehen, bis zum späten Abend hat es über der Pfalz gekübelt wie aus Eimern. Gut, dass ich immer noch mit den abgefahrenen RaceKing unterwegs bin, die mich schon beim Grand Raid an den Rand der Verzweiflung trieben. Fünf Minuten später bin ich da, steige aus und sofort kriecht mir die Kälte durch die dünne Rennpelle, dazu wabert dichter Nebel über die Hügel. Gerade zu mystisch - wäre da nicht das nervige Bass-Gewummer, das dumpf übers Festivalgelände dröhnt. Meine beiden Kumpels verziehen sich schnell ins Innere der Halle - angeblich um die Toilette aufzusuchen, aber jede Wette: die wollen nur der üblen Mucke und dem bald dazu einsetzenden Geblubber des Event-Dampfplauders am Mikro entgehen. Ich dagegen bekomme die volle Dröhnung der üblichen Spaßbotschaften, die jeden Bike-Marathon beschallen. Dazu zittere ich im Takt, denn mittlerweile hat die feuchte Kälte auch die Extra-Jacke durchdrungen. Endlich kündigt der Moderator den Start an und schon geht es los. Gemütlich. Denn wie immer ist auch der zwanzigste Wasgau Bike Marathon eigentlich gar keiner. Keine Zeitnahme, kein Stress. Theoretisch zumindest stimmt das. Praktisch versuche ich gerade vergebens die Kurbel rumzuwuchten, Runterschalten geht nicht mehr. Schaltzug gerissen, Stress pur. Prima. Und Danke auch an die Mechaniker, die erst ein paar Tage zuvor das komplette Bike auf den Kopf gestellt haben. Jetzt brülle ich meinen Kumpels hinterher, denn ich habe natürlich an alles gedacht. Bis auf Werkzeug. Zum Glück sind die beiden Sicherheitsfanatiker, alles ist dabei und wahrscheinlich hätten sie unterwegs auch kurz ein Atomkraftwerk reparieren können - jedenfalls schaltet mein Bike schnell wieder und es kann weitergehen. Was kommt ist genial: viele tolle Trails, die üblichen bizarren Felsformationen und Verpflegungen, an denen man echt mal Pause machen kann. Es gibt Schoko-Kuchen, Sand-Kuchen, Wurst-Brötchen, Käse-Brötchen, Wurst-Käse-Brötchen, heiße Brühe ... spätestens an der zweiten Verpflegung habe ich die Startgebühr zweimal aufgegessen. Zusatzgewicht, gut für den Formaufbau. Den ich offensichlich dringend nötig habe, denn obwohl wir es sehr ruhig angehen, bin ich recht schnell recht platt. Kein Wunder, die Anstiege sind knackig und die Strecke lang. Außerdem haben die Organisatoren bei den Höhenmeterangaben ordentlich geflunkert - statt der angekündigten 2000 und ein paar Zerquetschten nähern wir uns langsam aber sicher der 2500er-Marke. Nach sechs und einer halben Stunde geht es dann endlich in den letzten Anstieg. Oben schnell ein Weißbier (Alkoholfrei natürlich) am Bio-Racer-Verpflegungsstand und dann rauschen wir ins Ziel. Es folgt das übliche Ende: Bratwurst, Cola, Bike einpacken und Heimweg. Mit im Gepäck: die Erinnerung an eine tolle Tour mit Freunden. Und ein dickes Finisher-Nappo. Fortsetzung? Hoffentlich im nächsten Jahr in kompletter Besetzung.



1 Kommentar:

Karl-Heinz hat gesagt…

Hallo Jörg,

wie immer ein toller Bericht.
Die Berichte sind einfach schön zu lesen und man kann deine Gefühle gut nachvollziehen.
Es ist schön, dass du dieses Hobby hast, kann man noch dabei ganz schnell den Alltag hinter sich lassen. Wichtig ist, dass man auch manchmal mit Gleichgesinnten oder Freunden unterwegs ist und nicht immer alleine. Du hast ja auch noch Swantje die sich ja auch freuen kann, wenn sie merkt, wenn es dir spaß macht.

Also mein lieber, mach weiter so!!!