Montag, 4. Juni 2012

Baden gehen am Tegernsee: der Sport Scheck Bike-Marathon

"Müsste das nicht im Tegernsee heißen?", höre ich schon so manchen Besserwisser fragen? "NEIN", motze ich zurück. Schließlich war ich nicht mit Quitscheentchen, Badehose und Schwimmflügeln unterwegs, sondern mit dem Bike. Immer wieder rauf, runter, wieder rauf, noch mal runter, immer sausteil und gar nicht leicht. Vor allem, wenn man sich vorgenommen hat, nur am oberen Rand zum GA2-Puls-Bereich zu fahren, weil man der eigenen Gesundheit, nach knapp zwei Wochen Krankheit noch nicht so Recht traut. Doch trotz der vielen harten Anstiege und der noch härteren Rampen, die der nette Veranstalter in die vielen harten Anstiege gepackt hatte, ging es erstaunlich gut. Relativ entspannt kurbele ich so über Kistn, Bäckeralm und Jagahüttn zum Spitzingsee, genieße das schöne Panorama und rolle dennoch viele der in den Blöcken vor mir gestarteten Biker auf. Heisa, das läuft gut heute. Rauf zum Schinder mache ich weitere Plätze gut und immer noch könnte ich fröhlich ein Liedchen pfeifen, so fit fühle ich mich. Na gut, ein kurzes Liedchen. Und davon die erste Strophe. Doch stattdessen schieße ich erst mal wieder bergab. Ein schlammiger Wiesentrail auf dem mir weitere Mitkonkurrenten freiwillig Platz machen, indem sie sich mal kurz zum Verschnaufen ablegen. Oder doch, weil es so matschig und rutschig ist? Zum Glück habe ich richtige Reifen drauf und nicht so Rennpellen ohne Profil. Denke ich und grabe mein Vorderrad in ein besonders garstiges Schlammloch ein. Gekonnt segle ich über den Lenker und lande die Füße voraus. SCHLLLUUUURRRRFFF macht es, als ich die Füße aus dem Matsch ziehe. Immerhin stecken die Schuhe noch dran und das macht das Laufen jetzt doch deutlich angenehmer. Doch ein paar Meter später kann ich es wieder rollen lassen bis nach Kreuth und schon geht es auf den Wallberg. Nicht über die Rodelbahn, sondern über den Forstweg, weil der viele Regen den Weg zu sehr in Mitleidenschaft gezogen hat. Uff, weniger Höhenmeter, weniger Steigungsprozente und weniger Probleme, den Puls zu kontrollieren. Dann der vielleicht schönste Trail, den ich bisher in einem Marathon gefahren bin, der Wallbergtrail. Wurzelig, felsig, ein paar Absätze und Rinnen, aber nie zu steil und insgesamt ziemlich flowig. Und trotz der Nässe erstaunlich gut fahrbar. Eigentlich müsste so ein Weg endlos sein, doch schon höre ich die warnenden Rufe der Streckenposten –
Achtung! Abbremsen! Langsam!
– der Spaß ist vorbei. Eine Kehre um die Talstation der Wallberg-Bahn – Huhu Swantje und es tut mir echt leid, dass ich nicht angehalten habe – und schon rase ich im Pulk zur letzten Streckenteilung. Links geht es für die Strecken B und C ins Ziel, die Verrückten fahren rechts weiter auf der D. Also rechts. Direkt in die Verpflegung, noch mal Iso fassen und weiter Richtung Kühzagl. Steil ist es und mein Puls schießt nach oben. Außerdem scheint der Reifen am Boden zu kleben. Ist der Reifen platt? Kurzer Blick zurück. Nein, der Reifen ist nicht platt. Schluck aus der Pulle. Mist, relativ dünn gemischt. Hätte ich nur bei Swantje angehalten und mir die eigene Flasche geschnappt (Aber es tut mir auch so leid, das ich so durchgerauscht bin, ehrlich). Gut, dann ein Gel. Und zur Sicherheit noch ein Activator hinterher. Doch zu aktivieren ist da nix mehr – ich werde langsamer und langsamer. Sehr zur Freude meiner Mitstreiter. Die einen ziehen davon, die anderen überholen mich gruß- und gnadenlos. Jetzt könnte ich mich etwas bedauern, aber selbst dazu fehlt mir die Kraft. Ich könnte auch auf den Tacho schauen, um zu schauen, wie weit es noch bis ins Ziel ist, aber dazu fehlt mir der Mut. Also treten. Rechtes Bein, linkes Bein, Zeitlupe. Dann bin ich oben und kann mich endlich erholen denn wie immer: nach hoch kommt runter. Leider nur kurz und noch leiderer - es geht noch mal rauf. Steil auf Asphalt, eine freundliche Wanderin meint "Gleich habt ihr's geschafft". Aber nix ist geschafft. Es geht weiter hoch. Noch steiler als eben. Und obwohl der See tief unter mir liegt – jetzt gehe ich baden. Nix geht mehr, ich muss vom Rad und schieben. Wenigstens Laufen? Nö, dazu ist es viel zu warm und ich bin viel zu fertig. Und außerdem muss ich das verdammte Bike, das viel zu schwer ist, dauernd über Wurzeln und Steine heben, denn dummerweise hat der blöde Veranstalter auch noch einen Trail in die Passage eingebaut. Wenigstens sind die Konkurrenten jetzt freundlicher und fragen höflich, ob ich sie gerade mal eben vorbei lassen könnte. Mache ich natürlich. Obwohl ich ihnen wenn ich ehrlich bin, am liebsten einen Stock zwischen die Speichen – aber das gehört sich ja nicht. Gefühlte Stunden später bin auch ich endgültig oben, eine letzte rasante Wiesen-Abfahrt und dann rolle ins Ziel. Dort empfängt mich Swantje, Knutscher, und Bratwurstduft. Hunger? Viel zu fertig. Und so passiert, was mir noch nie nach einem Rennen passiert ist: ich fahre nach Hause, ohne im Ziel auch nur eine einzige Bratwurst verdrückt zu haben ...

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