Donnerstag, 28. Februar 2013

Lesestoff: David Millar „Vollblutrennfahrer. Meine zwei Leben als Radprofi.“

Nachdem ich Tyler Hamiltons Buch „Die Radsportmafia und ihre schmutzigen Geschäfte“ hinter mir hatte, war es höchste Zeit, auch die Geschichte von David Millar zu lesen. Erschienen ist es vor der Affäre um Armstrong und damit auch vor den Enthüllungen Hamiltons, das macht das Lesen und Bewerten zu einer spannenden Sache. Vor allem deshalb, weil man dank Hamilton einen noch intimeren Blick ins Innenleben des Profi-Radsports bekommen hat und so jetzt viel besser einschätzen kann, wie offen Millar wirklich war. War er offen? Authentisch? Meiner Meinung nach nein. Beziehungsweise: er war genauso offen, wie er sein musste, um seinem Selbstbild als eigentlich sauberer Fahrer, der nur durch mehr oder weniger unglückliche Umstände zum Doper wurde, gerecht zu werden. Nicht weil er es unbedingt wollte, sondern weil ihm an einem kritischen Punkt seiner Karriere schlicht die Kraft fehlte, gegen das Doping-System im Radsport anzugehen. Selbstverständlich zeigt er auch die gebotene Reue, betont, dass er alleine die Verantwortung für seine Entscheidungen hatte, doch das bestimmende Thema seines Buches ist ein anderes: Don Millar im vergeblichen Kampf gegen die Doping-Mühlen. Das ganze gewürzt mit einer Prise Selbstmitleid (keine Kohle mehr), Tragikkomik (besoffen mit obskuren Kumpels durch die Gegend reisen) und Radheldenethos (alleine sauber gegen den Rest des Pelotons auf Soloflucht). Was dabei herauskommt, ist ein durchaus flüssig zu lesendes Buch – mir aber insgesamt viel zu pathetisch.


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