Mittwoch, 5. Juni 2013

Horrortrip: vom SportScheck Bike Marathon zu den Bike 4 Peaks zum Gardasee.

Donnerstag, 30.05.2013, München. Regentropfen prasseln aufs Autodach. Die ersten seit unserer Abfahrt zum Tegernsee Bike Marathon bei Sonnenschein in Frankfurt. Aber überrascht sind wir nicht – die Prognosen fürs Wochenende sehen düster aus,  nur für den Sonntag, den Tag des Marathons besteht Aussicht auf leichte Besserung. Bis dahin aber droht der Wettermann aus dem Radio mit sintflutartigen Regenfällen,  sogar Unwetterwarnungen gehen raus.  Naja, wird schon nicht so schlimm werden. Es wird schlimmer. Nicht am Donnerstag und auch nicht am Freitag und am Samstag morgen schon gar nicht.  Es regnet zwar ununterbrochen, aber sintflutartig ist das noch nicht. Samstag morgen ist es sogar trocken, eine kurze Aufwärmrunde um den See und eine anschließende Biketour mit Swantje gehen sich aus. Schnell zum Festivalgelände, die Startunterlagen abholen. Regen setzt ein. Dicke Tropfen, doch wir schaffen es noch trocken ins Hotel. Dann geht die Welt unter. Der Regen fällt dichter und dichter, in kürzester Zeit fallen Unmengen Wasser vom Himmel.  Bei Abendessen hört das Unwetter kurz auf, dann setzt es umso stärker wieder ein.   Ein  Rennen bei dem Wetter? Nicht für mich – ich beschließe definitiv nicht zu starten, sollte sich der Starkregen nicht wenigstens in ein Nieseln verwandeln.  Und tatsächlich – er verwandelt sich. In eine  Sintflut. Die ganze Nacht donnern die Tropfen auf das Dach unseres Hotels und auch beim Aufstehen hat sich an der Lage nichts geändert. Dennoch überlege ich ganz kurz, doch in den Renndress zu steigen, der Blick auf die riesigen Pfützen draußen und den wie ein Vorhang fallenden Regen bekehrt mich schnell. Auf dem Weg zum Frühstück dann die Nachricht: Das Rennen ist abgesagt. Katastrophenalarm und Überflutungen rund um den Tegernsee machen den Start unmöglich.  Wir packen zusammen, checken aus, Aufbruch Richtung Ruhpolding, dem Startort der Bike Four Peaks. Und haben Mühe, den Ort zu verlassen. Die Uferstraße ist schon überflutet und gesperrt, Richtung Bad Wiessee ist noch eine Spur frei. Dazu eine nervige Dauerstimme aus dem Navi: „Aufgrund einer Verkehrsstörung wurde Ihre Route geändert.“ Einer? Die Nachrichten überschlagen sich, plötzlich die Meldung: auch die A8 ist dicht. Wir schlagen uns kreuz und quer durch Bayern, umkurven den Chiemsee,  zwei Stunden für fünf Kilometer, dann das gleiche wieder zurück: die Umleitung ist auch schon wieder zu.  Nach 9 Stunden erreichen wir Ruhpolding.  Durchschnittsgeschwindigkeit 17 km/h. Na Servus.  Wir beziehen unsere Pension, packen aber die Taschen gar nicht erst aus. Der Plan. Abwarten, wie das Wetter morgen ist –  wenn schlecht weiter zum Gardasee. Ins Trockene. Und Warme.



Der nächste Morgen: es regnet nicht mehr, es nieselt nur noch leicht. Aber es ist kalt und die Aussichten auf einen weiteren Tag im trüben Frühling lässt die Laune auf den Nullpunkt sinken. Trotzdem kann ich mich nicht sofort dazu aufraffen, abzureisen – die Bike Four Peaks waren einer meiner Saisonhöhepunkte, auf die Strecke habe ich mich den ganzen Winter über gefreut. Auch das Startgeld ist bezahlt, die Hotels sind gebucht. Wir überlegen hin- und her, dann fängt es wieder an zu regnen und die Entscheidung steht: Gardasee.  Ich rechne mittlerweile angesichts der Horrornachrichten aus ganz Bayern und Österreich auch nicht mehr damit, dass das Rennen wie geplant stattfinden kann –  überall Überflutungen, Bergrutsche, Feuerwehr, Polizei und Bergwacht im Dauereinsatz, in den höheren Lagen liegt Schnee.  Schweren Herzens packen wir mal wieder die Taschen ins Auto und brechen auf Richtung Süden.  Knapp vier Stunden später erreichen wir Torbole. 29°C, Sonne. Raus aus dem Chaos, rein in Urlaub.  Schnell schwingen wir uns auf die Bikes, radeln auf dem Sarcheradweg nach Arco, um eine Kleinigkeit zu essen.  Richtig happy bin ich nicht,  so schön es hier ist, so traurig und frustriert bin ich wegen meiner Entscheidung, das Rennen sausen zu lassen.  Als ich kurz später erfahre, dass es wider Erwarten tatsächlich stattfinden wird, bin ich am Boden zerstört. So sehr, dass wir sogar ernsthaft überlegen, wieder zurück zu fahren nach Ruhpolding.  Aber 700 Kilometer für ein paar Stunden Gardasee? Erst mal zurück ins Hotel und die Nachrichtenlage überprüfen. Die sehen immer noch bedrückend aus, das Chaos in Bayern wird eher größer als kleiner, auch die Wetteraussichten für den Alpenrand sind eher durchwachsen.  Weiter nachdenken. Immer noch reichlich geknickt, aber vom vielen Grübeln mittlerweile auch ziemlich weich in der Birne, sitze ich ein paar Stunden später im Al Porto, wir diskutieren hin und her, immer wieder und wieder und wieder.  Beim Espresso dann der endgültige Beschluss:  keine Four Peaks für mich, wir bleiben hier. Heute dann die erste Tour am Gardasee zum Corno della Paura.  28°C,  Sonne, wunderschön. Und auch wenn ich immer noch traurig bin, die Four Peaks gecancelt zu haben – ich bin mir sicher, es war die richtige Entscheidung.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Alles nicht schön!

Guck mal oben auf das Datum. Ist noch nicht Ende Juni.