Montag, 7. Mai 2012

Der Ischgl IronBike 2010: Relax if you can.

Ich kann. Zumindest jetzt noch. Gemütlich und ganz ohne Rennstress kurbeln Swantje und ich auf der Strecke des Ironbike hoch zur Lareinalpe. Es nieselt leicht doch ab und zu blitzt sogar mal die Sonne durch die tief hängenden Wolken – die Wettervorhersage ließ deutlich Schlimmeres erahnen. Das Wetter also passt, und auch sonst entpuppt sich der Freitag der 13. mehr und mehr als Glückstag. Denn der Blaubeerkuchen mit viel Sahne kurz später auf der Alp lässt ebenfalls keine Wünsche offen.Pappsatt cruisen wir über einen schönen Wiesentrail zurück nach Ischgl, um uns den Ischgl-Palio anzuschauen. Doch das Rundenrennen durch Ischgl wurde abgesagt – die Straßen sind zu glatt, die Sturzgefahr in den engen Gassen des Dorfes ist einfach zu hoch. Wir wollen gerade ins Hotel zurück als wir Leander treffen – einen holländischen Racer, den ich im letzten Jahr kennen gelernt habe. Wir quatschen kurz über die Zeit nach der Transgermany (viele Stürze bei ihm, viel Arbeit bei mir) und die richtige Reifenwahl fürs Rennen morgen, dann verschwinden wir zum Abendessen.



Samstag. Renntag. Es ist trocken – aber ziemlich kalt. Oben hat es knapp 7°C, unten im Tal ist es kaum wärmer. Swantje besorgt noch schnell ein Wärmegel für die Beine, dann rolle ich auch schon in den Startblock. Knapp über 900 Racer stehen am Start – darunter die komplette Weltelite. Ich höre noch kurz den Ansager,
„Einführungsrunde, neutralisiert, langsam fahren bitte“
dann geht es auch schon los. Nix langsam. Mit über 50 Km/h brettern wir einmal durch den Ort. Ich komme nicht so richtig gut weg, kann mich aber weit genug vorne halten, um auf den folgenden Engstellen nicht aufgehalten zu werden. Mir der vierten oder fünften Gruppe gehe ich in den ersten Berg, hole aber hier schnell Platz um Platz auf. Kurz frage ich mich, ob ich es zu schnell angehe, aber noch passt alles. Also weiter Gas geben. Ich schließe zu einer etwa 10-köpfigen Gruppe auf, gemeinsam donnern wir zurück nach Ischgl und rein in die erste harte Prüfung des Tages: mit über 1400 Höhenmeter am Stück, teilweise zu steil zum Fahren geht es rauf zur Greitspitze. Ich fühle mich nach wie vor gut und lasse Fahrer und Fahrer hinter mir. Knapp vor der Idalpe überlege ich, auf die Mittelstrecke abzubiegen, weil ich mir Chancen ausrechne, dann ein weiteres Mal in dieser Saison auf dem Treppchen zu landen. Doch am Rand stehen Swantje und meine Eltern, feuern mich an. Ich beschließe durchzuziehen. Weiter auf die Langstrecke also. Eine Entscheidung, die ich schon kurz danach verfluche. Bauarbeiten haben aus dem ansonsten auch im nassen griffigen Ischgler Schotterwegen eine Schlammwüste gemacht. Grip gleich null. Erst Recht mit einem rutschigen Racing Ralph auf dem Hinterrad. Mit ständig durchdrehendem Reifen kämpfe ich mich Meter um Meter weiter nach oben, das letzte Stück wird geschoben. Zur Belohnung wartet oben ein feiner Trail. Ich rutsche durch die beiden Spitzkehren am Anfang, dann will ich mich kurz absetzen und stelle fest: der Sattel ist weg. Die Schraube der Sattelklemme hat sich gelöst und er ist nach unten geklappt. Glück im Unglück – die Schraube ist noch da. Ich schiebe und rolle durch den Trail nach unten, dann steht endlich jemand mit einem Minitool am Rand und ich kann den Sattel wieder festziehen. Jetzt aber schnell.
Ab nach Samnaun.
Und weiter zum Palinkopf. Nun deutlich weniger schnell. Steil geht es nach oben, die Schiebepassage nach dem Zeblasjoch gibt mir den Rest. Das fehlende Grundlagentraining macht sich deutlich bemerkbar und als ich oben ankomme, habe ich einige Plätze eingebüßt. Dennoch ist die Zeit noch gut – jetzt gilt es in der Abfahrt nix mehr zu verlieren. Ich lasse die Bremse auf und riskiere mehr als normal. Aber es lohnt sich. Ein paar kann ich wieder einfangen, die letzten Höhenmeter rauf zur Hohen Zirbe fahren sich flüssig und dann lasse ich es laufen und mache noch ein paar Plätze gut. In der Bachdurchfahrt wird es noch mal richtig kalt, dann rausche ich auch schon ins Ziel. Das Ergebnis: 47 Platz gesamt und 8 Platz in der Altersklasse. Wäre ich auf die Mittelstrecke abgebogen, hätte es sicher fürs Treppchen gereicht – aber auch so bin ich mehr als zufrieden.

Jörg Schrod: Langdistanz: Platz 47 gesamt, Platz 8 Altersklasse



Epilog: Auch am Tag nach dem Rennen ist das Wetter gut. Was liegt da näher als eine schöne Bike-Tour. So kurble ich mit Swantje schon wieder rauf nach Galtür. Über die Scheibner Alp geht es weiter durchs Jamtal rauf zur Jamtalhütte. 1100 weitere Höhenmeter, einen Zwetschgenkuchen und einen Kaiserschmarrn später kann ich sagen: das Wochenende war definitiv gigantisch.

Keine Kommentare: