Montag, 7. Mai 2012

Mit langem Anlauf auf Platz 6. Der Schinderhannes Bikemarathon 2011

Samstag, 21.05.2011. Ich stehe im Wald. Vögel zwitschern, ein Bach plätschert. Rechts von mir müsste der Keilerskopf sein. Müsste. Ganz sicher bin ich mir nicht. Mist. Wäre ich nur auf dem ausgeschilderten Weg geblieben. Doch der Trail, auf den ein paar Kilometer vorher zufällig stieß, war einfach zu verlockend. Karte habe ich keine dabei und auch das GPS liegt zu Hause. Prima. Also rechts. Oder doch links? Ich entscheide mich für rechts. Wieder ein paar Kilometer und Höhenmeter extra. Ich ballere eine halbe Stunde kreuz und quer durch den Wald, dann endlich ein Schild. Ein schwarzes T mit blauem Kreuz. Der Taunushöhenweg. Ich bin wieder auf der Spur. Richtung Hunsrück – zum Schinderhannes Bikemarathon in Emmelshausen. Geplant war, den Marathon direkt im Anschluss an eine ordentliche Trainingseinheit zu fahren, schließlich fehlen mir einige Trainingsstunden und -kilometer in diesem Jahr. Also Anreise mit dem Rad. Toller Plan. Doch mit jedem Kilometer, den ich zurücklege, steigen meine Zweifel. Als ich mich in Schlangenbad – ein Käsekuchen und eine Cola bitte – wieder auf den Weg mache, bin ich mir sicher: das Rennen findet ohne mich statt. Der neue Plan: mit dem Bike entspannt an Rhein und Main entlang wieder zurück. Dafür gebe ich jetzt noch mal richtig Gas. Mit brennenden Beinen erreiche ich Rüdesheim und vereinbare mit Swantje, dass sie mich kurz nach Bingen mit dem Auto aufpicken wird. Die letzten langweiligen Teerkilometer zu meinen Eltern will ich mir ersparen. Ok, in Wirklichkeit bin ich platt. Ich fahre noch bis Weiler, dann lasse ich es gut sein. Bilanz: 128 Kilometer, 2748 Höhenmeter. Auf zur Grillparty bei meinen Eltern – nur gut, dass ich morgen kein Rennen fahre.

Sonntag, 22.05.2011. Ich stehe im Wald. Vögel zwitschern, ein Moderator zählt den Countdown bis zum Start. Drei, zwei, eins – und los.
Zusammen mit knapp 330 weiteren Bikern stürze ich mich in die Mittelstrecke des Schinderhannes Bikemarathons. Zufällig bin ich heute morgen rechtzeitig genug wach geworden, um doch noch an den Start gehen zu können. Die Beine fühlen sich OK an, das Wetter passt und außerdem ist es irgendwie doch auch ein Heimrennen. Also hechle ich jetzt mit zusammengebissenen Zähnen hinter der Spitze her. Zumindest während der Einführungsrunde will ich dranbleiben. Zu meiner Überraschung gelingt mir das. Und das nicht nur während der ersten 4 Kilometer, sondern deutlich länger. Ich bin in der zweiten Gruppe nach dem Führungstrio und kann mich dort problemlos halten – jedenfalls solange es bergauf oder steiler bergab geht. Auf den flachen Bolzerpassagen muss ich dagegen kämpfen – aber ich beiße mich fest. Die nächsten 150 Rennminuten ändert sich wenig. Die Gruppe bleibt stabil und nur die Führungsposition ändert sich ständig. Ich merke, dass ich bergauf schneller fahren könnte, scheue aber davor zurück, alleine wegzufahren. Schöne Abwechslung: Swantje, meine Eltern und mein Bruder an der Strecke, die mich anfeuern und verpflegen. Kurz danach begehe ich einen dummen taktischen Fehler: Kurz bevor es in einen der vielen schnellen, aber nassen und etwas schmierigen Trails geht, finde ich mich am Ende der Gruppe wieder. Direkt hinter dem schwächsten Abfahrer, der prompt abreißen lässt. Keine Chance, zu überholen und vorne verschwindet die Gruppe. Mist. Noch hoffe ich darauf, sie zusammen mit meinem Vordermann wieder einholen zu können, doch ein paar Minuten später rollt er an den Rand. Platten. Genau am Ausgang des Trails. Die Gruppe ist außer Sicht, alleine habe ich auf dem folgenden langen, flachem Streckenabschnitt keine Chance, sie wieder einzuholen. Die nächsten 30 Minuten verbringe ich allein. Von hinten droht keine Gefahr mehr, nach vorne geht auch nicht mehr viel. Am letzten Anstieg kommt dann plötzlich einer meiner früheren Begleiter in Sicht. Ich gebe noch mal Gas, schaffe es gerade noch so vor dem letzten Flachstück in seinen Windschatten und nutze kurz später den allerletzten kleinen Mini-Anstieg, um ihn zu übersprinten. Noch eine Kehre, Blick zurück, ich bin alleine, und ab durchs Ziel. Als 17. der Gesamtwertung und 6. der Altersklasse.



Fazit des Wochenendes: 200 Kilometer, über 4400 Höhenmeter, eine Grillparty, ein schönes Rennen und ein prima Ergebnis

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