Montag, 7. Mai 2012

Keine Klassenfahrt zum Tittisee: Hagel, Schnee und Schlamm beim UltraBike 2011

Tittisee. Ich schlittere durch eine 5 cm hohe Schicht aus feinsten Eis. Ideal für einen Caipirinha eigentlich, würden die Temperaturen auch nur ansatzweise der Jahreszeit gerecht werden. Doch vom Sommer ist nix zu spüren. Zu sehen auch nicht. Alles grau in grau, abwechselnd peitscht uns der Sturm Starkregen und Hagel um die Ohren. Prima, das es heute morgen am Start trocken war und die Vorhersage so viel versprechend klang, dass ich Regenjacke und Beinlinge gar nicht erst mitgenommen habe. Jetzt bin ich klatschnass und mir ist kalt. Um genau zu sein: arschkalt. Der Gedanke ans Aufgeben taucht auf und ist auch schon wieder weg – ich will vor der Salzkammerguttrophy wenigstens einmal testen, wie ich auf einer echten Langstrecke klar komme. Also weiter. Bibbernd in den nächsten Anstieg, endlich wird es mir wieder warm. Es hört kurz auf zu regnen, nur um Sekunden später noch stärker zu schütten. Aus Schutt wird wieder Hagel, diesmal sind die Körner taubeneigroß. Ich zerre die Windjacke aus der Trikottasche, streife sie über aber wirklich viel bringt es nicht: zu nass, zu dünn und die Hagelkörner, die von oben prasseln sind einfach zu dick. Autsch. Ich rolle auf eine Gruppe auf, die noch langsamer ist als ich, der letzte schaut mich an – seine Gesichtsmuskeln zucken rhythmisch: Schüttelfrost. Endlich der nächste Anstieg. Warm. Die nächste Abfahrt. Eiskalt. Schlamm dringt in jede Ritze, die Schaltung rebelliert, jeder Schluck aus der Trinkflasche schmeckt erdig – lecker. Ein Schild an der Strecke verrät: noch 40 Kilometer. Anstieg. Warm. Abfahrt. Kalt. Dann reißt die Wolkendecke kurz auf, der Regen wird zum Nieseln, ich erreiche Aftersteg und treffe Swantje. Abhalten, Flasche austauschen, und schon stampfe ich unter ohrenbetäubenden Gebrüll der Zuschauer, die trotz des miesen Wetters große Ausdauer beweisen, die Alpe de Fidlebrugg hoch. Noch ein Berg, noch eine Abfahrt. Und wie zum Hohn reißt jetzt die Wolkendecke auf, Sonnenstrahlen blitzen durchs düstere Grau und schlagartig erhellt sich die Stimmung. Bei den Zuschauern an der Strecke, bei den Mitfahrern. Der immer noch peitschende Wind hat die letzte Asphalt-Abfahrt trocken geföhnt, endlich kann ich es auch mit meinem abgefahrenen Racing Ralph auf dem Hinterrad mal krachen lassen. Abzweig Campingplatz, eine Stadionrunde und ich habe es überlebt: das extremste Rennen, das ich jemals gefahren bin. Und die Zeit? Eigentlich nebensächlich bei einem solchen Rennen, aber immerhin kann ich mit 5 Stunden 45 Minuten deutlich unter der 6-Stunden-Marke bleiben und auch die Platzierung passt: Platz 69 gesamt (von 986) und Platz 20 in der Altersklasse.

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