Montag, 7. Mai 2012

Ischgl IronBike 2011: Früher Feierabend.

Fraitag, 06.08.2011, unter einem strahlend blauen Himmel fahren wir ins Paznauntal. Noch 10 Kilometer bis Ischgl, das sieht doch viel besser aus, als vom launigen Radio-Wettermann eben noch auf Ö3 verkündet. Eine Kurve weiter der erste Blick auf den Talausgang bei Galtür: dicke, schwere, schwarze Wolken türmen sich imposant über der Silvretta – kurz später und direkt am Ortseingang klatschen die ersten Tropfen auf die Windschutzscheibe. Na prima. Im strömenden Regen checken wir ins Hotel ein, essen eine Kleinigkeit und warten auf die nächste Wolkenlücke. Die sich tatsächlich bald zeigt. Schnell umziehen und ab zum Warmfahren. Wir wollen zur Friedrichshafener Hütte, oben Kaiserschmarrn, unterwegs Heidelbeeren frisch vom Strauch. Dazwischen ein bißchen Ga1, Ga2 und EB. Ansonsten locker cruisen. Raus aus Ischgl, rein in den Anstieg zur Hütte.
Die Wolken werden dichter, Nieselregen setzt ein.
Wir überlegen kurz die Tour abzubrechen, fahren dann aber doch weiter. Ist ja nicht so schlimm und warm ist es auch. Außerdem reißt gerade die Wolkendecke wieder auf, ein paar Sonnenstrahlen dringen durch. Ich pflücke ein paar Heidelbeeren, dann setzt wieder Regen ein. Stärker diesmal, also Regenjacke an. Weiter? Weiter. Ist ja nicht so schlimm und warm ist es immer noch. Kurz darauf sind wir oben, ausklicken, die Räder abstellen, einmal Kaiserschmarrn bitte. Platsch. Draußen regnet es plötzlich Katzen und Hunde. Der Himmel ist schlagartig dunkel, das Panorama verschwindet im Nebel. Gut, dass wir im Warmen sitzen. Eine halbe Stunde später: der Kaiserschmarrn ist verputzt, draußen gießt es nach wie vor wie aus Kübeln. Mh ... noch eine Nusstorte bitte. Irgendwie muss man die Warterei ja überbrücken. Außerdem: wenn man brav seinen Teller leert, wird das Wetter besser. Klappt bestimmt ab und zu – hier und heute leider nicht. Von der Nusstorte ist nicht mal mehr ein atomgroßer Krümel zu sehen, draußen schüttet es stärker als je zuvor. Es hilft nix, Regenjacken an und los. 30 Sekunden später sind meine Schuhe geflutet, die Hose klitschnass und selbst die Gore-Jacke macht schlapp. Wie geprügelte Hunde laufen wir in Ischgl ein, ab unter die warme Dusche und zum Abendessen.





Samstag., 07.08.2011. 6.20 Uhr. blauer Himmel. Ich stehe auf und fühle mich mies. Nicht das übliche Magengrummeln vor Rennen, sondern Kotzmies. Erst mal wieder hinlegen, tief durchatmen. Dusche, Frühstück. Den Kaffee bekomme ich kaum runter, die Brötchen mit Nutella gehen auch nicht besser. Gar nicht gut. Noch mal duschen. Besser. Trikot an, raus zum Warmfahren. 5 Minuten geht das gut, dann habe ich wieder das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Schlecht gelaunt rolle ich an den Start, stelle mich in den Startblock. Vielleicht wird's ja im Rennen besser. 20 Minuten später geht's los. Einführungsrunde durch Ischgl, dann die schnelle Schotterpiste nach Galtür. Mir ist nach wie vor schlecht, am liebsten würde ich sofort aussteigen, entscheide mich aber zumindest die kurze Runde zu fahren. Immerhin sind Swantje und meine Eltern dabei und der Weg soll nicht ganz umsonst gewesen sein. Ich hänge mich in eine Gruppe und lasse mich bis zum ersten echten Anstieg nach Galtür ziehen. Abzweig Lareinalpe, den Magen spüre ich kaum mehr. Kotzen könnte ich dennoch: denn jetzt habe ich auch noch Knieschmerzen. Rechts außen. Stechend. Zurückschalten, Trittfrequenz erhöhen. Nützt nix. Noch mal zurückschalten, deutlich Tempo reduzieren. O.K.– so lässt es sich aushalten. An der Verpflegungstelle schnappe ich mir einen Becher Wasser, Iso vertrage ich nicht.
Das Wasser auch nicht, das Nutellabrötchen klopft von innen an die Zähne.
Runterschlucken und ab in die Abfahrt zurück nach Ischgl. Wieder hänge ich hinter eine Gruppe und lasse mich ziehen. Ischgl, Ortseinfahrt. Gleich ist es vorbei, noch ein Kilometer bis ins Ziel. Oder doch noch auf die mittlere Runde? Das Wetter ist prima, die Anreise war lang und vielleicht wird's ja besser ... schon biege ich ab auf die nächste Runde. Steil bergauf, rauf zur Idalpe. Swantje versorgt mich mit einer neuen Flasche, meine Eltern feuern an und ich versuche das Tempo zu erhöhen. Geht aber nicht. Mehr Druck auf dem Pedal heißt auch mehr Schmerzen im Knie. Also weiter locker fahren. Locker ist aber auch langsam - doch obwohl ich glaube zu stehen, sammle ich nach und nach zahlreiche Mitstreiter ein. Dann kommt die Idalpe in Sicht und wieder beginne ich zu grübeln: Mitteldistanz und Schluss machen? Oder doch durchziehen. Testweise erhöhe ich noch mal das Tempo, stechende Knieschmerzen geben mir die Antwort: nach der mittleren Runde ist Schluss. Ich erreiche die Alpe, informiere Swantje, dass ich rein komme und gehe in die letzten Höhenmeter rauf zur Veilischarte. Vorbei an der Streckenteilung – kurz spiele ich mit dem Gedanken, doch noch abzubiegen – dann bin ich auch schon oben und stürze mich in den von Hans Ray gebauten Trail zurück nach Ischgl. Wie eine Bobbahn zieht er sich in vielen Kehren mit schönen Anliegern und kurzen Gegenanstiegen durch das steile Tal und entschädigt so für die Strapazen des Aufstiegs. Super. Ich schieße aus dem Trail und donnere mit Highspeed in die Schotterautobahn gen Tal. Zielhang, Tunneldurchfahrt, Ziel. 3.00.13. Mist. Die 3-Stunden-Marke habe ich nur denkbar knapp verpasst und einen Treppchenplatz leider auch. Aber was soll's – unter dem Umständen sind Platz 48 in der Gesamtwertung und Platz 4 der Klasse dennoch ein prima Ergebnis.

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