Montag, 7. Mai 2012

Ischgl IronBike 2009. Ischgl on the rocks.

Alles zittert. Auf den Armen Gänsehaut, auf den Beinen auch. Rhythmisches Zähneklappern. Mir ist kalt. Eiskalt. Die Hände krampfen um den Lenker, Bremsen fällt mir schwer. Kurz / kurz auf 2700 m über NN bei knapp 5°C und strömendem Regen. Keine gute Idee. Aber selbst schuld. Hätte ich die Windjacke doch nur ordentlicher in die Trikot-Tasche gestopft. Jetzt ist sie weg. Und ich friere wie noch nie in meinem Leben. Dabei hatte alles so gut angefangen: Bei nur leicht bedecktem Himmel und angenehmen Temperaturen erwischte ich wider Erwarten einen fast perfekten Start ins Rennen.



Raus aus Ischgl, rauf nach Galtür und ins Jamtal, der letzte Anstieg des ersten Streckenteils und ich bin noch immer in der ersten Verfolgergruppe. Ich überlege gerade, ob ich die Gruppe noch bis zur Streckenteilung mittlere / große Runde halten kann, schalte aufs große Blatt und falle fast vom Rad. Kettenklemmer. Mist. Runter vom Rad, Kette zwischen kleinsten Ritzel und Ausfallende rausfriemeln, rauf aufs Rad. Zu spät, die Gruppe ist weg. Alleine im Wind habe ich keine Chance, wieder nach vorne zu fahren. Ich nehme Tempo raus und lasse mich von der nächsten Gruppe schlucken in der Hoffnung gemeinsam mit den anderen wieder nach vorne zu fahren. Umsonst. Keiner will Tempo machen, alle schonen sich für den Anstieg zur Idalp. Auch gut. Ein bisschen Kraft zu sparen schadet auch mit sicher nicht. Schnell rauschen wir durch Ischgl, dann knallen wir in den Anstieg zur Idalp. Die Geschwindigkeit sinkt abrupt. Doch ich fühle mich gut, der Anstieg saugt viel weniger Kraft aus den Beinen als erwartet. Zum ersten Mal spiele ich mit dem Gedanken doch die große Runde zu fahren. Dann die Idalpe. Hier stehen Swantje und meine Eltern und feuern mich an. Das pusht und ich beschließe durchzufahren.





Also weiter rauf. Vellilscharte, den Abzweig zur mittleren Runde lasse ich links liegen, Idjoch, Greitspitz. Kurz zwickt es in der Schulter, Nachwehen der TAC. Der Himmel ist zugezogen, ich überlege kurz, die Windjacke anzuziehen, will bergab aber meine Begleiter nicht verlieren. Also keine Windjacke, sondern hinterher. Zuerst auf zwei super Trails, dann rasend schnell auf Schotter. Unten angekommen hat sich die Wolkendecke leicht gelichtet, ein paar Sonnenstrahlen brechen durch und es ist wieder warm. Leicht bergauf bis Samnaun, in die Sonnenstrahlen mischt sich erster Niesel. Nicht tragisch, außerdem wird es mir jetzt sicher nicht kalt – schließlich geht es jetzt erst mal ziemlich lang bergauf. Die erste Rampe und plötzlich meldet sich die Schulter wieder. Heftiger diesmal. Es wird aber sofort wieder flacher und der Schmerz lässt nach. Bis zur nächsten Rampe. Die ist länger und ich kann urplötzlich nicht mehr am Lenker ziehen. Das zwickt nicht mehr, das schmerzt stechend. Ich muss runter vom Rad, schieben. Sobald es flacher wird fahre ich wieder aber immer öfter zwingt mich die Schulter vom Rad. Noch 300 Höhenmeter, noch 150. Aus Nieseln wird Regen, noch 100 Höhenmeter und aus Regen wird Starkregen. Über dem Zeblasjoch türmen sich schwarze Wolken. Ich bin durch und durch nass und die Temperaturen sinken spürbar aber solange es bergauf geht kein Problem. Dann endlich der Gipfel. Ich halte kurz, greife in die Trikottasche und da wo die Windjacke sein sollte ist – nix. Bis nach Ischgl sind es 1400 Höhenmeter. Bergab. Klatschnass. Super. Ich rolle los und
schlagartig wird aus warm kalt. Eiskalt. Die Abfahrt entwickelt sich zum Höllentripp.
Nach einer gefühlten Ewigkeit mit einigen Aufwärmstopps endlich Ischgl. Bachdurchfahrt, Tunneldurchfahrt. Zieldurchfahrt. Ab unter die Dusche. Warm. Endlich wieder.



Jörg Schrod, 5 Stunden 43 Minuten, Platz 14 AK.

Keine Kommentare: