Montag, 7. Mai 2012

Der Stubai Bike Marathon in Mieders 2010: Hart bergauf, härter bergab.

Samstag, 31.07.2010. Es ist kurz nach zwei, mein Bruder und ich sind unterwegs auf der Strecke des StubaiBikeMarathons. Eigentlich hatten wir eine andere Tour geplant, doch irgendwie haben wir einen Abzweig verpasst und jetzt kurbeln wir eben auf der Rennstrecke langsam weiter nach oben. Die ideale Vorbereitung auf ein Rennen sieht sicher etwas anders aus, aber einen Tag wie diesen nicht für eine Tour zu nutzen, wäre einfach zu schade. Zum einem, weil ich selten genug mit meinem Bruder unterwegs bin, zum anderen weil Wetter und Panorama einfach gigantisch sind. Doch so schön das Drumherum auch ist – das was ich schon jetzt von der Rennstrecke sehe, lässt ahnen, das es morgen hart werden wird. Die Rampen sind teilweise brutal steil und gerade als ich glaube, dass es steiler kaum noch geht stehen wir an einer Wegkreuzung an der Mittelstation der Schlicker Bergbahn.
Geradeaus geht es weiter zur Schlickeralm, die Rennstrecke zweigt links ab. Senkrecht in den Himmel.
Das kann ja heiter werden. Zur Galtalm steht auf dem Wegweiser. Wir schauen uns an – und entscheiden uns für die Weiterfahrt zur Schlickeralm. Ein paar weitere Rampen später sind wir da und nach einer Apfelschorle auch schon wieder weg. Die Alm ist eigentlich eine Skihütte und übervoll. Nix für uns. Wir studieren die Wegweiser, entdecken einen flacheren Weg zur Galtalm und beschließen kurz entschlossen einen weiteren Umweg. Aber was für einen: Erst schnell auf Schotter bergab, dann kurz über einen Wiesentrail, dann durch ein paar Kuhweiden mit Panoramablick und zum Schluss direkt auf die Terrasse einer kleinen Alm. Wir sind da. Kaiserschmarrn? Kaiserschmarrn! Wir genießen die Riesenportion, das Wetter, das Panorama, dann stürzen wir uns in die Abfahrt über die Rennstrecke zurück nach Fulpmes. Yeah.




Sonntag, 01.08.2010. Gleicher Ort, anderes Gefühl. Die Abfahrt, die gestern so spaßig war, ist es in umgekehrter Richtung höllisch: Der Schweiß rinnt in Strömen aus dem Helm, die Beine brennen und aus der Lunge pfeift es. Tritt für Tritt kämpfe ich mich nach oben und in meinem Hinterkopf nistet sich langsam der Gedanke ein, auf die Mittelstrecke abzubiegen, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet. 42 statt 72 Kilometer, 2200 statt 3700 Höhenmeter. In den Beinen habe ich schon zwei Anstiege, die in jedem einzelnen Meter steiler waren als fast alles, was ich bisher in Rennen gefahren bin und Abfahrten, die alles boten außer Erholung. Pünktlich um 8.30 Uhr ging es los – maximal 50 Meter flach durch den Ort, dann fuhren wir in die erste Wand. Zuerst human auf Teer, dann auf Schotter ging es brutal steil nach oben. Und noch brutal steiler bergab. Grobgerölliger Schotter gepaart mit feinsten Wurzelteppichen und engsten Serpentinen sorgten für Adrenalin. Gut das ich ein Fully fahre. Blöd, dass ich es abgestimmt habe, dass es sich fährt wie ein Hardtail. Wieder geht es bergauf – diesmal nicht auf Schotter, sondern der Veranstalter hat mit Trails nicht gespart und schickt uns wieder über einen feinen Waldtrail. Klar, Wurzelteppiche gehören dazu und dass es sakrisch steil ist versteht sich von selbst. Ich trete das Ding durch und fühle mich danach wie nach dem kompletten Dolomiti Superbike. Erledigt. Also: eigentlich ist es genug. Andererseits: mein Bruder erwartet mich auf der Langstrecke. Also weiter. Nach ein paar weiteren Tritten hängt mir die Zunge aus dem Hals, es ist zu steil nach der Trinkflasche zu greifen, ich brauche beide Hände am Lenker. Noch ein paar Tritte, diesmal schaffe ich es, zu trinken. Puh. Dann bin ich oben.
Links die Galtalm. Kaiserschmarrn? Nicht im Rennen.
Stattdessen rein in die Abfahrt. Wieder tückisch und alles andere als erholsam. Zuerst grober Schotter, dicht gefolgt von einem weiteren Trail. Flowiger diesmal, aber immer wieder mit kurzen Gegenanstiegen, die zusätzlich Körner kosten. Dann ein Schild: 500 Meter bis zur Streckenteilung. Ich werde langsamer und langsamer, stehe fast, versuche eine Entscheidung zu fällen. Lang oder doch die Mittelstrecke. Und biege ab. Auf die Langstrecke. Bergauf statt berab. Eine Entscheidung, die ich eine Kehre später bereue. Ich halte kurz an, fahre dann doch weiter, schalte auf das kleinste Blatt, der Umwerfer hängt, es knirscht und das gibt mir den Rest. Ich drehe um und rase zurück zur Streckenteilung – kläre noch kurz mit der Dame von der Zeitmessung ob ich noch in die Wertung komme wenn ich umdrehe – und düse weiter Richtung Ziel. Noch ein genialer Trail, noch ein üble Steilauffahrt in den Ort und ich bin da. Exakt nach 3 Stunden und immerhin noch als Dritter der Altersklassewertung. Die Belohnung für all die Mühen gab es dann bei der Siegerehrung: eine deftige Wurstplatte inklusive Semmel und Schnaps. Na dann – Prost.

Fazit: ein Wochenende wie es besser nicht sein kann. Eine harte und technisch anspruchsvolle Strecke, super Trails, eine tolle 1000 Höhenmeter-Tour mit leckerem Kaiserscharrn am Vortag und ein Platz auf dem Treppchen on Top – was will man mehr.

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