Montag, 7. Mai 2012

Deutschland im Dezember 2010. Ein Wintermärchen.

Alles weiß in weiß. Ab und zu blinzelt die Sonne durch die Wolken und lässt den Schnee glitzern. Das sind die Momente, in denen ich mich freue, es doch versucht zu haben – die MTB-Tour am Ufer der Nidda. Vor 2 Stunden stand ich noch an dem mit Jens vereinbarten Treffpunkt, als mein Telefon klingelte. Jens ist dran. Sagt, dass er schon nur unter größten Schwierigkeiten bis zur ersten Kreuzung geschafft hat. Und das es keinen Sinn macht heute. Ich schaue mich um: 30 cm Schnee. Mindestens. Er hat Recht. Wir blasen die Tour ab. Ich will mich gerade auf den Weg zurück nach Hause machen, als eine Omi an mir vorbeikommt. Auf einem alten Damenrad, das mindestens so alt ist wie sie selbst. Keine Stollenreifen. Normale Winterbekleidung. Keine Hightech Winterschuhe und keine Softshell-Jacke. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sie keine Heatpacks in den Schuhen hat, die ihren Füßen wohlige Wärme spenden. Sie zieht eine saubere Spur durch den Schnee und ich komme mir auf einmal vor wie ein absolutes Weichei. Weich gekocht durch zu viele Einheiten auf der Rolle im kuschlig warmen Wohnzimmer. Das muss sich ändern. Sofort. Auf zur Nidda! Ich ziehe mir die Maske übers Gesicht und presche los. Einen kapitalen Sturz später – die verdammte Bordsteinkante war wirklich nicht zu sehen unter der dicken Schneematschpampe am Straßenrand – erreiche ich den Niddaradweg – und finde eine handtuchbreite Spur durch den Tiefschnee. Danke liebe Jogger, jetzt hält mich nichts mehr auf. Der Schnee ist griffig und nur ab und zu muss ich in den tiefen Schnee neben der Spur ausweichen, um ein paar Ski-Langläufer zu überholen, die mir verdutzt hinterher schauen. Aber auch das geht überraschend problemlos, ein paar kräftige Tritte und ich bin vorbei. Schließlich erreiche ich Karben und drehe um. Auf dem gleichen Weg geht's zurück nach Frankfurt. Doch Langweile kommt nicht auf. Der Schnee glitzert in der Sonne, ich genieße die absolute Ruhe und freue mich einfach, mitten in einem Märchen gelandet zu sein.

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